Sport bei Hitze & Hitzeanpassung

Tipps und Tricks zum Umgang mit Hitze beim Sport

Durch die Klimaerwärmung werden die Sommer immer heißer und die Hitzewellen häufen sich. Bei hohen Temperaturen fällt es uns schwerer zu trainieren oder gar einen Wettkampf zu bestreiten. Viele der großen europäischen Rennen finden jedoch in den heißen Sommermonaten statt und die letzten Jahre haben gezeigt, dass es durchaus 30 bis 35°C am Wettkampftag haben kann. Wie kann ich mich auf solche Bedingungen optimal vorbereiten und was kann man während des Sports tun, um einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren? Werfen wir als erstes einen Blick auf die physikalischen und physiologischen Basics.

Was passiert im Körper, wenn ich bei Hitze trainiere?

Schauen wir uns zuerst an, woher die Wärme kommt: Einerseits natürlich durch die Umgebungsbedingungen wie Sonnenstrahlung, Wärmestrahlung vom Boden und reflektierte Sonnenstrahlung. Andererseits produziert aber auch der Körper bei allen metabolischen Prozessen Energie und Wärme. Dabei wird ca. 75% der Energie in Wärme umgesetzt und 25% in Arbeit. Der Körper versucht das Gleichgewicht aus Wärmeproduktion und -abgabe immer so zu halten, dass die Körperkerntemperatur bei ca. 37°C liegt. Um dieses Gleichgewicht zu halten, gibt es verschiedene Möglichkeiten die Wärme aus den Zellen abzutransportieren und Wärme abzugeben:

 

  • Konduktion: Hier findet ein direkter Wärmeaustausch durch Kontakt z.B. Bekleidung statt.
  • Konvektion: Der Austausch von Wärme erfolgt über ein Medium, das um das abzugebende Objekt herumströmt bzw. -fließt. Diesen Effekt kennen wir z.B. vom Fahrtwind: Je mehr Luft an uns vorbeikommt, desto mehr Wärme können wir an die Luft abgeben. Je schneller wir also unterwegs sind, desto besser ist die Kühlung durch den Fahrtwind.
  • Evaporation: Der mit Abstand größte Teil der Wärmeabgabe passiert über das Schwitzen. Die Wärme wird aus der Zelle über das Blut in die peripheren Blutgefäße direkt unter der Haut geleitet, dort wird sie dann durch die Verdunstungskühle durch das Schwitzen abgegeben.

Schweißdrüsen

Die ekkrine Schweißdrüsen sitzen in der Dermis (zweite Hautschicht) und sind ca. 0,5mm groß. Sie sind nahezu überall in der Haut zu finden, jedoch nicht gleichmäßig über dem Körper verteilt. Die Schweißdrüsen werden durch Adrenalin und Acetylcholin getriggert, zweiteres wird besonders bei erhöhter Körperkerntemperatur freigesetzt.

Warum ist Sport bei Hitze anstrengender?

Die Thermoregulation sorgt dafür, dass die Körperkerntemperatur immer möglichst konstant bleibt. Dies kann allerdings auch zu Lasten der Leistung gehen, was vielfältige Gründe hat:

  • Um wie oben beschrieben die Wärme an die Oberfläche zu transportieren, ist mehr Blut in der Peripherie. Außerdem wird aus dem Blutplasma die Flüssigkeit für den Schweiß gewonnen. Beides führt dazu, dass weniger Blut für den Sauerstofftransport in die Arbeitsmuskulatur zur Verfügung steht. Außerdem kann der ohnehin schon schlechter durchblutete Magen-Darm-Trakt noch weniger Kohlenhydrate aufnehmen.
  • Der Körper reagiert mit einem steigenden Puls, um die Sauerstoffversorgung in den lebenswichtigen Bereichen aufrechtzuerhalten.
  • Je mehr geschwitzt wird, desto mehr dehydriert der Körper. Da der Körper über den Schweiß nicht nur Wasser verliert, sondern auch wichtige Mineralien, allen voran Natrium, ist es wichtig, dieses wieder nachzuführen. Natrium sorgt außerdem dafür, dass das aufgenommene Wasser auch wieder in den Blutkreislauf kommt.

Symptome beim Überschreiten der kritischen Körpertemperatur:

Wie trainierst du bei Hitze richtig?

Um der akuten Hitze bestmöglich entgegenzuwirken ist essenziell sich im Training bzw. Wettkampf „runterzukühlen“ und die verschiedenen Möglichkeiten der Konvektion, Konduktion und Evaporation zu nutzen. Bereit man sich jedoch gezielt auf ein Rennen bei hoher Temperatur, wie z.B. den Ironman auf Hawaii, vor, ist auch eine Hitzeanpassung im Voraus möglich.

Akute Maßnahmen, um die Hitze gut wegzustecken:

  • Schütze dich vor direkter Sonneinstrahlung: Halte dich z.B. vermehrt im Schatten auf, trage Kopfbedeckungen oder spezielle Kleidungsstücke, die dafür optimiert sind, den Körper zu kühlen. Wird die Kleidung regelmäßig mit Wasser übergossen, bleibt die Flüssigkeit länger auf der Haut. Du simulierst damit das Schwitzen und durch die Verdunstungskühle kann die Temperatur vom Körperinneren besser abgegeben werden.
  • Nutze Eis und Wasser: Wasser hat subjektiv sicherlich den größten Effekt beim Umgang mit der Hitze. Nutze Wasser aus Schwämmen oder gieße dir Becher über den Kopf bzw. den Körper. Kopf, Nacken, Brustbereich und Handinnenflächen sind besonders geeignete Stellen, um den Körper mit Eis zu kühlen. Eiswürfel lassen sich gut unter die Mütze packen und nasse Schwämme vorne ins Trikot stecken.
  • Trinke ausreichend: Eine negative Flüssigkeitsbilanz kann sich schon bei geringem Verlust massiv auf die Leistung auswirken, aber auch zu viel Trinken ist nicht gesund. Ein grober Richtwert liegt bei ca. 400 bis 800ml pro Stunde. Um eine Hyponatriämie zu vermeiden, sollten das Wasser auch Natrium enthalten. Ist das nicht der Fall, kann das Natrium auch separat z.B. durch Salztabletten zugefügt werden.
  • Mach ggf. mal etwas langsamer: Die Reduktion der Wärmeentwicklung im Körper lässt sich auch durch eine Reduktion der Leistung erreichen. Wir erinnern uns: 75% der Energie wird in Wärme umgesetzt. Das bedeutet bei 200W Wettkampfleistung entstehen 600W Wärmeentwicklung.

Wie bereite ich mich auf einen Wettkampf bei starker Hitze vor?

Neben den akuten Möglichkeiten gibt es auch Maßnahmen, um sich für heiße Bedingungen am Wettkampftag vorzubereiten. Hier wird unterschieden in aktive und passive Maßnahmen:

  • Als passive Maßnahmen zählen z.B. Saunagänge oder Warmwasserbäder, welche im Anschluss an das Training, welches unter normalen Bedingungen stattgefunden hat, appliziert.
  • Aktive Maßnahmen sind Einheiten unter simulierten bzw. natürliche Hitze, z.B. im Trainingslager oder durch Trainieren in speziellen Hitzekammer oder der Sauna. Wem diese Möglichkeiten nicht zu Verfügung stehen, kann dies auch über „spezielle“ Kleidung erreichen bzw. beim Rollentraining auf Kühlung durch den Ventilator oder offenes Fenster verzichten. Wichtig dabei ist zu beachten, dass in diesem Fall die Hitzeanpassung im Vordergrund steht und nicht die direkte Leistungsentwicklung. Daher reicht es aus, wenn die Einheiten unter erhöhtem Hitzestress eher moderate Grundlageneinheiten sind. Im Idealfall wird die Hitzeanpassung mittels verschiedener Parameter überwacht. Dazu zählen vor allem die Herzfrequenz, Gewicht und Leistung. Der Goldstandart wäre es ein solches Training mittels Körperkerntemperaturmessung zu begleiten. Dafür muss man inzwischen nicht mehr zu speziellen Pillen greifen, die von Innen die Temperatur messen und an ein Endgerät senden. Es gibt auch die Möglichkeit mittels CORE Body Temperatur Senor die Körperkerntemperatur von außen zu bestimmen. Wenn ein solches Gerät zur Verfügung steht, ist es empfehlenswert, die kritische Temperatur über ein spezielles Hitzeprotokoll zu ermitteln.

Was trinken bei Hitze und Sport?

Nicht nur die Menge, sondern auch was du beim Sport bei heißen Temperaturen trinkst, ist entscheidend. Um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überfordern, bieten sich Getränke auf „Raumtemperatur“ an. Eiskalte Getränke fühlen sich bei heißen Temperaturen zwar deutlich erfrischender an, jedoch muss der Magen die Flüssigkeit dann erst erwärmen, was „unnötige“ Energie im Wettkampf kostet.

Außerdem ist es von enormer Bedeutung, dass das Wasser wichtige Mineralien enthält. Natrium, das die meisten in Kombination mit Chlorid als Natriumchlorid bzw. Speisesalz kennen, ist ein wichtiger Bestandteil von verschiedenen Stoffwechselvorgängen. Natrium sorgt zusammen mit Kalium und Chlorid für den osmotischen Druck in der Zelle und dass gewisse Teile der aufgenommen Nahrung in die Zelle transportiert werden. Außerdem ist es ein wichtiger Bestandteil der Muskelkontraktion. Fällt die Natriumkonzentration im extrazellulären Raum (Raum außerhalb der Zelle z.B. Blutplasma) ab, kommt es zu einer Verschiebung des Wassers in den intrazellulären Raum, was dann zu Ödembildung führt. Wie viel Natrium du verlierst, lässt sich durch bestimmte Tests herausfinden.

Außerdem ist es wichtig, schon vor dem Sport mit der Flüssigkeitszufuhr zu beginnen. Auch nach dem Sport ist es essentiell, dem Körper genügend Flüssigkeit für die darauffolgende Regeneration zur Verfügung zu stellen. Ein guter Richtwert ist hier die 1,5fache Menge der verlorenen Flüssigkeitsmenge wieder aufzufüllen.

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